Beschreibung
„Nachdem Sie letztes Mal hier waren, habe ich nachts davon geträumt. Da ist das alles wieder vor mir gewesen. Schrecklich.“
Die Lebensgeschichte des Mannes, von dem dieses Zitat stammt, steht im Mittelpunkt des Buches. Ferdinand Matuszek musste die nationalsozialistische Herrschaft und ihre furchtbaren Verbrechen „hautnah“ miterleben. 1942, im Alter von 15 Jahren, wurde er von den deutschen Besatzern aus seinem polnischen Heimatort verschleppt und nach Bad Oeynhausen-Rehme in den Kreis Minden gebracht. In seinem Lebensalltag als Zwangsarbeiter erfuhr er, was Erniedrigung bedeutet und welche schrecklichen Folgen rassistisch motivierte Diskriminierung nach sich zieht.
Ferdinand Matuszek ist darüber hinaus einer der letzten Augenzeugen des nationalsozialistischen Judenmords im besetzten Polen. Er lernte Opfer und Täter kennen, aber auch Menschen, die sich ihm gegenüber solidarisch, ganz einfach „menschlich“ verhielten und dem „Totalitätsanspruch“ des Regimes nicht folgten.
Auf der Grundlage von acht Erinnerungsinterviews haben die Autoren Oliver Nickel und Friedhelm Schäffer seine bewegende Lebensgeschichte aufgezeichnet.
Inhalt
- Einleitung
- Unter deutscher Herrschaft: Augenzeuge der Shoa
- Kindheit, Elternhaus und Schule
- Von der polnischen zur sowjetischen Staatsangehörigkeit: Die Besetzung durch die Rote Armee
- Ostgalizien unter deutscher Besatzung
- Das Verhältnis zur ukrainischen Bevölkerung
- Antisemitische Pogrome in Ostgalizien
- Die Veränderungen im Dorf Czolhanszczyzna
- Die jüdische Bevölkerung in Ostgalizien
- Erinnerung an die jüdischen Familien Schur und Praschil
- Entrechtung und Enteignung
- Zwangsarbeit an der Bahnstrecke
- Das jüdische Zwangsarbeiterlager Stupki
- Mordaktion an der Bahnstrecke
- Flucht und Bestechung als Überlebenschancen
- Das jüdische Zwangsarbeiterlager Borki Wielkie
- Friedrich Katzmann, Vollstrecker des Judenmords in Ostgalizien
- Der Mord an den Häftlingen des Zwangsarbeiterlagers Borkie Wielkie
- Zur Zwangsarbeit nach Deutschland
- Zwangsarbeit als Existenzgrundlage Deutschlands
- Polnische Arbeitskräfte in der Landwirtschaft
- Die „Landarbeiteraktion“ am 1. April 1942
- Verschleppung in das Durchgangslager Tarnopol
- Deportation
- Späte Genugtuung: Wiedersehen nach der Befreiung 1945
- Vom Durchgangslager Soest nach Minden
- Zur Arbeit in das Amt Rehme
- Das weitere Schicksal der deportierten Jugendlichen aus Czolhanszczyzna
- Leben zwischen Rassenideologie und menschlichem Verhalten
- Das rassistisch geprägte Polenbild der Nationalsozialisten
- Die „Polenerlasse“
- Die Bauernfamilie Körtner in Rehme
- Abweichendes Verhalten im Alltag
- Gefahr durch das alltägliche Spitzelsystem
- Beziehung zu einer Deutschen
- Die Hinrichtung eines polnischen Zwangsarbeiters
- Der sogenannte Russeneinsatz
- Die sowjetischen Kriegsgefangenen beim Bauern Körtner
- „Ostarbeiter“
- Zwangsarbeiter und Bombenangriffe
- Zunehmender Terror
- Die Zeit nach 1945
- Sprachlosigkeit über das Geschehene
- Befreiung und Rückkehr
- Verhinderung eines Racheakts
- Die sogenannte Wiedergutmachung
- Die private und berufliche Entwicklung
- Konfrontation mit der NS-Vergangenheit
- Unterstützer humanitärer Hilfsmaßnahmen
- „Singen ist etwas Schönes“
Herausgegeben vom Förderverein Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne.
Über die Autoren
Oliver Nickel, Jahrgang 1969, ist Historiker und Geschäftsführer der Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne in Schloß Holte-Stukenbrock.
Friedhelm Schäffer, Jahrgang 1955, war Lehrer für Geschichte und Politik, pädagogischer Mitarbeiter in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933–1945 sowie ehrenamtlich für die Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne tätig.
Friedhelm Schäffer, Oliver Nickel
Ich hatte nichts gegen Deutsche, nur gegen Faschisten. Die Lebensgeschichte des Ferdinand Matuszek
Books on Demand, Norderstedt 2014
gebunden, mit Schutzumschlag und Lesebändchen
252 Seiten, mit zahlreichen Schwarz-weiß- und Farbbildern
ISBN 978-3-7386-0282-1