Beschreibung
Die jüdische Gemeinde Bielefelds entwickelte sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert parallel zum industriellen Aufschwung der Stadt zum Oberzentrum ostwestfälischer Juden.
Als Sitz des Landesverbandes der Synagogengemeinden war Bielefeld eine der jüdischen Metropolen Westfalens und angrenzender Gebiete. Was den Ruf der Synagogengemeinde ausmachte, waren ihre religiöse Liberalität und Reformfreudigkeit, ihre starke Assimiliertheit und Identifizierung mit „Deutschtum“ und deutscher Kultur.
Das reich bebilderte Buch enthält neben Archivquellen, Presseberichten und Auszügen aus schwer beschaffbarer Literatur Familienchroniken, Memoiren, Gedichte und unveröffentlichte Briefe betroffener Zeitzeugen. Kurzkommentare, Begriffserklärungen und ein Namens-, Orts- und Sachregister erschließen das Material.
Inhalt
- Einleitung
- 140 Jahre im Spiegel einer Familienchronik. Geschichte der Familie Porta. Von Walter Porta, 1940
- Erster Teil: Im Zeitalter von Judenemanzipation und Assimilation, 1800–1918
- A. Synagogengemeinde, Jüdische Institutionen, Religiöses Leben
- Höchst mangelhafter Religionsunterricht. Bericht über den Zustand des jüdischen Schulwesens in den Städten Ravensbergs. Von Geh. Rat von Hohenhausen, 1806
- … unseren geringen Nahrungserwerb noch zu schmälern gedenken. Bittschrift der Bielefelder Judenschaft an den Präfekten des Weserdepartements in Osnabrück, 1808
- Liste der Bielefelder Juden männlichen Geschlechts, 1812
- Heil dem besseren Könige! Rede zur Feier des glorreichen Sieges und des Einzugs der Verbündeten in Paris. Gehalten vor der israelitischen Gemeinde zu Bielefeld. Von Rabbiner Moses Friedheim, 1815
- Ein zerrütteter Rabbinatsbezirk. Rabbiner Moses Friedheim in Bielefeld an die Regierungskommission, 1815
- Ein eher negatives Gutachten. Bericht des Landrats von Borries an die Regierung Minden über die Situation der Juden in Stadt und Kreis Bielefeld, 1817
- Jüdisches „Kirchen“-Inventar. Erbeigentum der Israelitischen Gemeinde in Bielefeld, 1822
- Ein „geläuterter“ jüdischer Gottesdienst. Mindener Sonntagsblatt, 1832
- Ein kritischer Bericht. Beantwortung eines Fragebogens der Regierung durch den jüdischen Lehrer Joachim Posener, 1843
- Schon vergessen? Die alte Synagoge. Von Martha Modersohn-Kramme, 1929
- Die Bielefelder jüdischen Haushalte 1846
- Religionsschule statt jüdische Elementarschule. Israelitisches Familienblatt, 1876
- Religionsunterricht an den Gymnasien. Israelitisches Familienblatt, 1878
- Fasten am Versöhnungstag. Israelitisches Familienblatt, 1888
- Der erste Jugendgottesdienst. Israelitisches Familienblatt, 1890
- Ein Frommer aus dem 18. Jahrhundert. Rede, gehalten 1891 auf dem jüdischen Friedhof zu Bielefeld zum ehrenden Gedächtnis des würdigen 111-jährigen Greises Markus Jordan, geboren am 1779, gestorben 1891
- Im Geiste eines gesunden Liberalismus. Der Wächter, 1901
- In der Hochburg der Antizionisten. Erinnerungen eines Jecken. Von Sammy Gronemann, 1902
- Zionismus widerspricht dem ewigen Naturgesetz. Die Hoffnung Israels. Predigt von Dr. Felix Coblenz, vor 1904
- Ein Vierteljahrhundert Gemeindevorsitzender. Israelitisches Familienblatt, 1904
- Eine Zierde unserer Stadt. Protokoll der Preisgerichts-Sitzung 1902
- Die Einweihung der neuen Synagoge.
- Bielefelder General-Anzeiger, 1905
- Die Volkswacht, 1905
- Israelitisches Familienblatt, 1905
- Das Einweihungsgedicht. Von Josefa Metz, 1905
- Verbrannter Tempel. Von Karen Gershon. Freie Presse, 1963
- B. Zwischen Antisemitismus und Toleranz; Identitätsfindung
- Nur die Israeliten etwas zurückgesetzt. Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Stadt Bielefeld. Von Heinrich Wilhelm Schubart, 1835
- Unser bißchen Recht ehrlich mit den Juden teilen. Die Juden. Von Hermann Kriege. Weser-Dampfboot, 1844
- Was wollen wir Konservativen? Ansprache an die Urwähler Minden-Ravensbergs, 1848. Flugblatt
- Lessing als Vorbild. Aben Esra. Schauspiel in drei Aufzügen. Von Salomon Blumenau, 1875
- Anstellung mit Rücksicht auf sein Glaubensbekenntnis verweigert. Nachruf auf Philipp Metz. Mitteilungen vom Deutsch-Israelitischen Gemeindebund, 1888
- Vier Anwaltstöchter wurden getauft . Israelitisches Familienblatt, 1882
- Neuartiges Chanukkafest contra jüdischen Weihnachtsbaum. Israelitisches Familienblatt, 1891
- Das Kind des Antisemitismus. Israelitisches Familienblatt, 1891
- Bestellung von Pfuirufern per Flugblatt. Israelitisches Familienblatt, 1891
- Wilhelminischer Standesdünkel und Antisemitismus. Lebenserinnerungen. Von Wolfgang Meyer-Michael
- Wir können alle stolz sein, Deutsche zu sein. Von Toni Herzfeld, 1914
- C. Kindheiten und Alter
- Im Garten Eden. Eva. Aus einer glücklichen Kindheit. Von Josefa Metz
- Geliebtes christliches Personal der Kindheit. Minchen Unger. Von Anna Heinemann-Wertheimer
- Vorahnung. Von Anna Heinemann-Wertheimer
- Als jüdisches „Proletarierkind“ Ende des 19. Jahrhunderts. Lebenserinnerungen. Von Hugo Rosenthal
- D. Pionierleistungen
- Ein Konvertit beflügelt das Bielefelder Musikleben. Heinrich Aloys Praeger. Westfalen und Rheinland. Eine Zeitschrift für alle Stände, 1836
- Parkanlage erinnert an Fahrradpionier. Georg Rothgiesser: Firmen- und Vereinsgründer sowie erster Redakteur des „Radmarkt“. Von Arno Ley
- Ältestes und größtes Kaufhaus der Region. Das Kaufhaus S. Alsberg & Co. in Bielefeld, 1926
- A. Synagogengemeinde, Jüdische Institutionen, Religiöses Leben
- Zweiter Teil: Unter wachsendem Antisemitismus und NS-Terror, 1918–1945
- A. Die jüdische Gemeinde, ihre Institutionen und Vertreter
- Von jüdischen Wandervögeln und ersten Zionisten. Fritz Mosberg
- Frauenehrung eher selten. Israelitisches Familienblatt, 1919
- Ein ostjüdischer Grabstein von 1921/1934
- Westfalia-Loge XVI.362. Mitgliedsverzeichnis 1925
- Frühes Gemeindewahlrecht für Frauen. Israelitisches Familienblatt, 1926
- Integration von Ostjuden und Zionisten durch Einheitsliste. Israelitisches Familienblatt, 1933
- Unser Weg zur jüdischen Jugendbewegung. Uri Lev-Ron
- „Protokoll“ einer Purimfeier vom 19. März 1927
- Das Verbindende in den Vordergrund rücken. Friede. Predigt zum Versöhnungstage. Gehalten in der Synagoge zu Bielefeld 1929. Von Rabbiner Dr. Hans Kronheim
- Bielefeld, die werdende Großstadt. Das jüdische Gemeindeleben in Bielefeld. Westfälische Neueste Nachrichten, 1929
- Der Weg über die Pfadfinderei. Gruppengedicht, nach 1930
- Vorstandsämter wie sein Onkel. Dr. Willy Katzenstein 60 Jahre. CV-Zeitung, 1934
- Ein Abschiedsgedicht. Von Berta Klarenmeyer, 1937
- Unfassbar für eine Elfjährige: Ein Gotteshaus brennt. Der 9./10. November 1938. Von Erika K., Nichtjüdin
- Es sind beim Synagogenbrand entwendet worden. Kultusgemeinde Bielefeld an das Amt für Wiedergutmachung, 1951
- Antrag, den früheren Synagogen-Kastellan als rassisch Verfolgten anzuerkennen. Kultusgemeinde Bielefeld an den Kreissonderhilfsausschuss, 1949
- Bericht aus der Zeit nationalsozialistischer Verfolgung. Kultusgemeinde Bielefeld an das Landeskriminalamt in Düsseldorf, 1961
- B. Erlebt und nicht vergessen
- Wir gehörten zu den wenigen mit koscherem Haushalt. Fritz Mosberg
- Teils traditionell, teils assimiliert. Im Schatten der Vergangenheit. Von Helmut Grünewald
- Wie man zu sagen pflegte: Ich gehörte zur Familie. Hans X.
- Assimilation hatte ihre Grenzen, die jeder auf seine Weise zog. Alfred Meyer
- Linksliberale konnten diese Vaterlandsliebe nicht gut ausdrücken. Alfred Meyer
- Zu Schlappschwänzen sind die meisten von uns erzogen worden. Alfred Meyer
- Keinerlei Verbindung mit jüdischen Kreisen und der Gemeinde. Ludwig Kugelmann
- Zukunftsvision anno 1930. Am 12. Oktober 1980, also in 50 Jahren. Von Hans Meyerfeld
- Gesehen mit den Augen von „Zugereisten“. Ernst Heilbrunn
- Gewissermaßen in einem freiwilligen Ghetto: Ostjuden. Josef Laufer
- Eine Kindheit in Bielefeld 1925–1939. Lebenserinnerungen. Von Renate Kamp
- 350 Jahre im Spiegel von Rassenkunde. Meine Sippe – ein Schulaufsatz. Von Ernst Cosmann, 1935
- Verpasste Rettungsschancen. Erinnerungen eines Pioniers aus Deutschland. Von Asher Benari
- Das waren unsere Abschiedsworte aus der Heimat. Erinnerungen aus der Hitlerzeit. Von Margret Marflow, geb. Weiß
- Für den Fluchtfall immer einen Koffer vorbereitet: „Halbjuden“. Wer höb’ den ersten Stein wohl auf. Von Walter Fritz
- Drei Tage Auschwitz-Birkenau. Lebenserinnerungen. Von Renate Kampvan
- A. Die jüdische Gemeinde, ihre Institutionen und Vertreter
- Dritter Teil: Kultusgemeinde sowie „Ehemalige“ nach dem Holocaust, 1945–2003
- A. Wiederaufbau, Institutionen, Gemeindeleben
- Laerstraße 9. Wohnungsamt Bielefeld an den jüdischen Gemeindevorsitzenden, 1945
- Die Thorarollen kamen aus Werther. Undatierter Bericht der Kultusgemeinde
- Renaissance of Bielefeld Jewish Community. Bericht des Staff Reporters in „Pinpoint“, Zeitung der Royal Air Force, 1946
- Die jüdische Gemeinde im Wiederaufbau. Westfälische Zeitung, 1947
- Wo Gerechtigkeit herrscht, ist viel Freude. Volks-Echo, 1949
- Dies ist die Thora … Vorspruch bei der Thoraeinholung 1951. Von Gabriel Riesser
- Neuer Beginn nach Jahren des Hasses. Betraum der Kultusgemeinde eingeweiht. Westfalen-Blatt, 1951
- Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Von Lotte Daltrop. Unsere Schule, 1955
- Als Freund und Nächster begegnet. Zum Tode von Max Hirschfeld. Westfalen-Blatt, 1958
- Antisemitenausschreitungen und Gegenkundgebungen. Bericht der Kultusgemeinde an die Allgemeine Wochenzeitung der Juden, 1960
- Sechzig Erwachsene und eine Handvoll Schulpflichtige. Gemeindevorsitzender Robert Eichengrün an Rudolf Demandt in New York, 1960
- Channuka. Kultusgemeinde Bielefeld an die Allgemeine Wochenzeitung der Juden, 1962
- Feierliche Wiedereinweihung der Synagoge. Westfälische Zeitung, 1963
- Gottesdienste an hohen Feiertagen. Kultusgemeinde Bielefeld an die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, 1970
- Gemeindeleben. Kultusgemeinde Bielefeld an die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, 1975
- Kein Gottesdienst mehr. Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld an die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, 1977
- Stühle-Schleppen zum Schabbat. Jüdische Gemeinden in Westfalen: Bielefeld. Von Anke Klapsing-Reich. Shalom, 2003
- B. Rückkehrer, Displaced Persons, Emigranten
- Heiß ersehnte Heimfahrt aus dem Ghetto. Brief des ehemaligen Stadtchemikers Dr. Ernst Goldstein an seine Familie, 1945
- Fehlgelandet, Sommer 1945
- Staatenlose Juden wieder minderprivilegiert? Landesverband der jüdischen Gemeinden Westfalens an den Kreissonderhilfsausschuss, 1947
- Identitätsfi ndung nach 25 Jahren. Ein deutscher Jude kehrt heim. Von Karen Gershon, 1963
- Jetzt konnten sie endlich eine Familie gründen. Artur und Berta Sachs begehen ihr 25. Ehejubiläum. Jüdische Kultusgemeinde an die Allgemeine Wochenzeitung der Juden, 1966
- Israel als neue Heimat bietet doch kein Vergessen. Von Dieter Klocke. Freie Presse, 1966
- Sehnsucht nach Pumpernickel und mehr. Walter Levy. Brief an die Jüdische Kultusgemeinde, 1967
- Bemühen um die deutsch-israelische Verständigung. 85. Geburtstag von Ruth Florsheim. Unsere Schule 1985
- Von antisemitischen Angriff en geschockt. „Mein Gehirn läuft wie ein Ofen – habe Angst“. Familie auf Suche nach Heimat und Identität. Neue Westfälische, 1988
- Ehrenvolle Wiederaufnahme eines vertriebenen Mitbürgers. Rede des US-Chemikers Prof. Klaus Rüdenberg nach Erhalt der Bielefelder Ehrendoktorwürde 1991
- A. Wiederaufbau, Institutionen, Gemeindeleben
Zur Herausgeberin
Dr. Monika Minninger, geboren 1941 in Trier, studierte Geschichtswissenschaft, Romanistik und Politikwissenschaft in Marburg, Tübingen und Nancy. Von 1980 bis 2006 war sie stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs Bielefeld. Sie veröffentlichte Werke zur Geschichte westfälischer Juden und anderer Minderheiten, zur NS-Zeit und zur Amerika-Auswanderung. Minninger starb 2010 in Trier.
Monika Minninger
Aus einer Hochburg des Reformjudentums. Quellensammlung zum Bielefelder Judentum des 19. und 20. Jarhunderts
Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2006
Hardcover, 24,5 x 17 cm
264 Seiten, mit zahlreichen Schwarz-weiß-Abbildungen
ISBN 978-3-89534-611-8