Beschreibung
Theodor Gieseler (1805–1888) erlebte als Pfarrer in Hüllhorst bei Lübbecke das Aufkommen der Erweckung in Minden-Ravensberg, deren Vernunfthass ihn zur satirischen Notwehr trieb: Er veröffentlichte 1838 den Roman Der Religionszwist zu Bacherau und setzte darin dem Erweckungsprediger und „Pietistengeneral“ Johann Heinrich Volkening (1796–1877) als „Magister Dünkelbock“ ein satirisches Denkmal. Dessen Streitigkeiten mit seiner Gütersloher Gemeinde, die im Erscheinungsjahr des Romans zum Wechsel nach Jöllenbeck führten, übertrug er auf nordamerikanische Verhältnisse.
Gieselers Roman bietet ein Sittenbild der Erweckungsbewegung; es ist mit Abstand das Beste, was Minden-Ravensberg zur Literatur des Vormärz beizusteuern hat, und hält einem Vergleich mit Texten von Grabbe, Weerth und Freiligrath durchaus stand. Gieseler beschreibt anschaulich die religiöse Kultur der Erweckungsbewegung und stellt deren Kritik am eigenständigen Denken prägnant heraus. Erst mit der Befreiung von dieser religiösen Unterdrückung besteht wieder die Möglichkeit des eigenständigen Denkens.
Herausgeber Dr. Frank Stückemann, von 1991 bis 2007 Pfarrer in Soest-Meiningsen, hat den Text mit hilfreichen Anmerkungen versehen und ihn um einem spannenden kleinen Briefwechsel zwischen Autor und Verleger ergänzt. Die insgesamt positive Aufnahme des Werks zur Entstehungszeit dokumentiert er mit Rezensionen aus Halle, Hamburg und Leipzig.
Band 59 der Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen und Band 28 der Reihe Texte
Inhalt
- Theodor Gieseler: Der Religionszwist zu Bacherau
- Theodor Gieseler: Project einer theologischen Anthropologie
- Anonymus: Kirchenchronik und Miscellen. In: Allgemeine Kirchenzeitung
- Velhagen und Klasing an Theodor Gieseler über Der Religionszwist zu Bacherau
- Rezensionen zu Der Religionszwist zu Bacherau
- Frank Stückemann: Konsequenzen des Vernunfthasses und satirische Notwehr: Zwei Lesarten von Theodor Gieselers Der Religionszwist zu Bacherau
Über den Autor
Theodor Gieseler (1805–1888) entstammte einer bedeutenden Theologendynastie Westfalens und war der jüngste Bruder des großen Bonner, später Göttinger Kirchenhistorikers Karl Gieseler (1792–1854). Den vorliegenden Roman veröffentlichte er unter dem Pseudonym Theodor Friedberg.
Theodor Gieseler
Der Religionszwist zu Bacherau
Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2014
kartoniert
265 Seiten
ISBN 978-3-8498-1055-9